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Distant Caregiving – Pflege aus der Entfernung  

Aktuell sind ca. 2,6 Mio. Menschen in Deutschland pflegebedürftig im Sinne der Pflegeversicherung – mit steigender Tendenz. Angehörige spielen dabei in der häuslichen und stationären Gesundheitsversorgung eine bedeutsame Rolle. Infolge steigender Mobilität und gesellschaftlichem Wandel leben Angehörige aber nicht immer in räumlicher Nähe zu Ihren Nächsten. Das Ergebnis: Weite Entfernungen innerhalb einer Familie – und ein schlechtes Gewissen der Angehörigen. Neudeutsch spricht man von „Distant Caregiving“ – von „Pflege aus der Entfernung“.

Die Unterstützung älterer, behinderter oder kranker Menschen durch ihre Angehörigen wird gesundheitspolitisch in Deutschland und in der Schweiz immer noch stark unterschätzt. Die Anforderungen an die pflegenden Angehörigen ändern sich jedoch, vor allem weil Angehörige nur noch selten in unmittelbarer Wohnnähe zu den Pflegebedürftigen leben, weil Familien kleiner werden und bedingt durch Lebensstil und Migration weiter entfernt wohnen. Zudem werden Erwerbstätige nahe am Rentenalter oder sogar darüber hinaus für den Arbeitsmarkt gebraucht. Somit rücken neue Formen der Hilfe und Pflege durch Angehörige in den Fokus.

Wer sich auf Distanz um jemanden kümmert, stößt damit kaum auf Verständnis. Viele fragen sich, warum man das überhaupt macht. Einige machen es sich einfach und
lösen ihre Situation, indem sie ihre zu Pflegenden in ein Seniorenheim stecken. So einfach ist es für die Mehrheit jedoch nicht. Diese leidet deutlich unter der Situation.

Was versteht man unter Distant Caregiving?

International versteht man Distant Caregiving als geografische Entfernung, bei der Angehörige mindestens eine Fahrstunde von ihren pflegebedürftigen Nächsten entfernt wohnen. Diese leben zunehmend in Einpersonenhaushalten und die prekäre Versorgung mit pflegerischen Serviceangeboten nimmt insbesondere im ländlichen Raum zu.
In Distant Caregiving Situationen bedarf es angesichts dieser Aufgabenpalette eines besonderen Netzwerkes, welches eine stabile Situation der pflegebedürftigen Personen ermöglicht, d. h. neben Partner/-in und den eigenen Kindern gehören auch Geschwister, Freundeskreis und Nachbarschaft dazu. Ebenso ist die Kooperationsbereitschaft der Fachleute mit entfernt lebenden Angehörigen
zentral.
Gerade Distant Caregivers sind bei Unterstützungsformen in hohem Maße auf Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und damit einwandfreie Qualität seitens der Fachleute angewiesen, denn sie können aus Distanz auftauchende Mängel nicht auffangen, indem sie rasch vor Ort ein Problem lösen.
Ebenfalls dürfte zunehmend – wenn auch zunächst langsam – eine Offenheit gegenüber technischen Unterstützungsmöglichkeiten entstehen. Schließlich kommt beim Distant Caregiving erschwerend hinzu, dass die Hilfe und Pflege aus Distanz mitunter über Landesgrenzen hinweg geleistet wird. Da die unterschiedlichen Sozialversicherungssysteme und die Gesundheitsversorgung wenig auf nationale Prozesse abgestimmt sind, erwächst den Angehörigen erheblicher administrativer und teilweise auch finanzieller Zusatzaufwand.

Wie sieht die Zukunft aus?

Bislang wird Hilfe und Pflege aus geographischer Distanz in der Gesellschaft nur selten thematisiert. Das eigene Gewissen plagt den Angehörigen. Nicht selbst steckt das Umfeld der Pflegebedürftigen voller Vorwürfe an die entfernten Angehörigen. Gesellschaft, Wirtschaft und Politik müssen gemeinsam überlegen, wo es hingehen kann und wie die Formen der modernen Zusammenarbeit zwischen Angehörigen und Fachleuten im Gesundheitswesen eine stabile und verlässliche Pflege ermöglichen. Gleichzeitig ist deutlich, dass entfernt lebende Angehörige auf einwandfrei koordinierte und kommunizierte Pflege-Behandlungsprozesse angewiesen sind, weil sie kaum vor Ort korrigierend einwirken können. Insofern sind Distant Caregivers sozusagen ein Marker dafür, wie gut die professionellen Koordinations- und Kommunikationsleistungen bei den zahlreichen Schnittstellen greifen.
In Corona-Zeiten haben sich in Windeseile digitale Techniken in der Gesellschaft verbreitet. Man darf gespannt sein, welche digitalen Neuerungen in den Bereich Pflege und Distant Caregiving vordringen.

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