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Der Geruchssinn – Multitalent Nase

„Eine Parfümflasche ist zerbrochen, das gute Laken hat einen grünlichen Fleck; ein Geruch steigt auf, und jetzt erinnert sich die Nase. Die hat das beste Gedächtnis von allen!“ – so beschrieb der deutsche Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky in einem seiner Texte die Verknüpfung von Riechen und Erinnern. Dies ist aber nur eines von vielen Talenten, das unser Riechorgan besitzt.

Der Duft von Kaffee am frühen Morgen oder von Blumen bei einem Spaziergang – Gerüche begleiten uns tagtäglich in unserer Umwelt, auch wenn wir sie nicht immer bewusst wahrnehmen. Zwar spielt der Geruchssinn bei uns Menschen im Gegensatz zu Tieren für die Kommunikation eine untergeordnete Rolle, er trägt aber in großem Maße zur Lebensqualität bei. Denn: Bestimmte Gerüche rufen spezifische Gefühle in uns hervor und beeinflussen so unsere Wahrnehmung. Das liegt daran, dass Gerüche in Hirnregionen verarbeitet werden, die auch für das Gedächtnis und für Emotionen wichtig sind. Deshalb empfinden wir Gerüche meist als angenehm oder unangenehm – gleichgültig sind sie uns eher selten. Die Empfindungen, die mit bestimmten Aromen verbunden werden, sind dabei individuell und auch je nach Kulturkreis unterschiedlich. So wird in Deutschland beispielsweise der Geruch von frischem Brot oder Kuchen als angenehm wahrgenommen, während Japaner den Geruch von rohem Fleisch besonders mögen.

Riechen ist außerdem für die soziale Verständigung entscheidend, denn für ein gutes Miteinander muss man sich sprichwörtlich „riechen können“. Deshalb verwundert es nicht, dass der Geruch auch bei der Partnerwahl eine wichtige Rolle spielt. Aber auch beim Essen und Trinken sind Gerüche nicht wegzudenken, da uns die Nase beispielsweise dabei hilft, feine Unterschiede zwischen verschiedenen Kräutern oder Weinsorten zu erkennen.

Wie funktioniert der Geruchssinn?

Ob Blumen, Parfüm, Kaffee oder geräucherter Fisch – alles Riechbare verströmt kleinste Duftmoleküle, die beim Atmen in unsere Nase gelangen. Für das Wahrnehmen von Gerüchen in der Nase ist die Riechschleimhaut zuständig. Diese befindet sich zu beiden Seiten der Nasenscheidewand. Die Schleimhaut enthält Millionen Riechzellen bzw. sogenannte Rezeptoren, die mit sehr feinen Härchen ausgestattet sind. Mithilfe dieser Härchen können bestimmte Duftstoffe von den Riechzellen verarbeitet werden. Die Rezeptoren sprechen dabei unterschiedlich gut auf einen bestimmten Geruch an, da es für jedes Duftmolekül nur einen passenden Rezeptor gibt.

Erreicht ein Duftstoff schließlich seinen zugehörigen Rezeptor, gibt die Riechzelle über Nervenbahnen elektrische Signale ab, die ins Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet werden. Erreicht ein bestimmtes Duftgemisch unsere Nase, wird also ein einzigartiges Aktivitätsmuster erzeugt, das von unserem Gehirn als ein spezifischer Geruch wahrgenommen wird. Auf diese Weise kann der Mensch mehr als 10.000 verschiedene Gerüche voneinander unterscheiden!

Die Nase als Schmutzfilter und Geschmacksverstärker

Unsere Nase kann aber weitaus mehr als nur Gerüche wahrnehmen, denn sie ist ein wahres Multitalent! Ist die Nase beispielsweise bei einem Schnupfen verstopft, riechen wir nicht nur schlecht, auch das Essen schmeckt plötzlich ungewöhnlich fad. Beim Verspeisen einer Mahlzeit gelangen nämlich ebenfalls Duftstoffe über den Rachen zur Riechschleimhaut. Diese erzeugen in Kombination mit den Eindrücken, die im Mundraum verarbeitet werden, einen bestimmten Geschmack.

Die Nase dient aber auch als Schmutzfilter. Mehrere tausend Liter Luft atmen wir täglich ein und mit ihr eine Menge an Schmutzpartikeln und Krankheitserregern.

Einen Teil davon fangen die Härchen im Naseneingang ab. Durch Reize auf die Nasenschleimhaut kann zudem ein Niesreflex ausgelöst werden, der Fremdkörper wieder aus der Nase hinaus befördert. Der größte Anteil an Erregern wird jedoch über die feinen Härchen in der Nasenschleimhaut zusammen mit dem Nasenschleim Richtung Magen transportiert. Die Magensäure sorgt dann dafür, dass Bakterien und Schmutzstoffe abgetötet werden.

Der Nasenschleim, auch Sekret genannt, der täglich in der Nase produziert wird, dient aber nicht nur zur Abwehr von Erregern, sondern hält auch die Nasenschleimhaut feucht. Bei Schnupfen oder Allergien kommt es allerdings zu übermäßiger Sekretbildung. Dies hat ein Verstopfen der Nase zur Folge und beeinträchtigt den Geruchs- und Geschmackssinn.

So verändert sich der Geruchssinn im Alter

Bei den meisten Menschen verschlechtert sich der Geruchssinn allmählich mit zunehmendem Alter. Einen schwächeren Geruchssinn hat etwa jeder Vierte der über 50-Jährigen, bei den über 70-Jährigen sogar jeder Dritte. Gerade ältere Menschen leiden häufig an einer sogenannten Anosmie, bei der entweder gar keine Gerüche oder diese nur noch schwach wahrgenommen werden können.

Aber wieso verschlechtert sich der Geruchssinn überhaupt im Lauf des Lebens? Dies liegt vor allem daran, dass sich die Rezeptorzellen in der Nase mit zunehmendem Alter immer schlechter regenerieren können. So kommt es, dass mehr Riechzellen absterben als neue nachwachsen. Zudem werden die Zellen anfälliger für Schädigungen, die durch Viren oder die Einwirkung von Medikamenten bzw. Schadstoffen wie Zigarettenrauch verursacht werden können. Auch altersbedingte Veränderungen der Menge und Zusammensetzung des Nasensekrets, Veränderungen beim Kauen oder ein Absinken der Nasenspitze können dafür verantwortlich sein, dass weniger Duftstoffe die Rezeptoren in der Nase erreichen. Schuld an einem verminderten Geruchssinn im Alter kann aber auch eine generelle Verschlechterung der Gedächtnisleistung oder anderer Wahrnehmungsmöglichkeiten sein.

Beim Geruchsverlust fällt den Betroffenen in der Regel zuerst auf, dass sie kaum noch etwas schmecken. Dabei sind die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen meist nicht in gleichem Maße betroffen. Salzige Geschmackskomponenten können beispielsweise besser erkannt werden als saure oder bittere Stimuli. Am besten ist häufig die Süßempfindung bis ins hohe Alter erhalten. Deshalb werden süße Speisen bevorzugt – Obst, Gemüse und Kräuter verlieren hingegen an Attraktivität, da sie viele saure und bittere Geschmackskomponenten enthalten. Betroffene von Riech- oder Schmeckstörungen entwickeln so häufig ungesunde Essgewohnheiten oder verlieren an Gewicht, weil ihnen das Essen einfach nicht mehr schmeckt.

Ein Geruchsverlust hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Essgewohnheiten der Betroffenen, sondern auch auf die Lebensqualität und das Sozialleben. Düfte aus der Natur oder aus dem Alltag werden nicht mehr wahrgenommen, die Umgebung wird nicht mehr mit allen Sinnen erfasst. Auch an Unternehmungen mit Freunden oder Verwandten finden Betroffene häufig keinen Gefallen mehr, wenn sie mit Essen verbunden sind. Zudem fühlen sich Personen, die einen schlechten Geruchssinn haben, häufig in der Gegenwart anderer Menschen unwohl, da sie Angst haben, nach Schweiß zu riechen oder Mundgeruch zu haben.

Ein Geruchsverlust kann in manchen Fällen sogar gefährlich sein, wenn der Geruch verdorbener Speisen oder Brand- und Gasgerüche nicht mehr wahrgenommen werden.

So verändert sich der Geruchssinn im Alter

Wer Probleme mit der Geruchs- oder Geschmackswahrnehmung hat, sollte in jedem Fall einen HNO-Arzt aufsuchen, da der Verlust des Geruchssinns unter Umständen ein Vorbote für viele Erkrankungen, wie Alzheimer oder Parkinson, sein kann. Nur so kann festgestellt werden, wo die Ursache für Störungen liegt und welche Behandlungsmöglichkeiten in Frage kommen.

In manchen Fällen kann der Geruchssinn mithilfe eines speziellen Riechtrainings langfristig verbessert oder sogar teilweise wiederhergestellt werden. Dazu müssen die Betroffenen sechs Monate lang jeweils morgens und abends an verschiedenen Riechstiften schnuppern. Wieso diese Methode erfolgreich ist, wurde noch nicht eindeutig belegt. Vermutet wird beispielsweise, dass Riechzellen durch das Training wieder stärker nachwachsen.

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