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Herzensgeschichte: Eltern pflegen, Kinder groß ziehen

Kennen Sie das? Sie rennen den ganzen Tag von A nach B, kümmern sich um die eigenen Kinder, um die erkrankten Eltern, haben aber kaum Zeit für sich selbst? Wer allen Verpflichtungen des Alltags nachkommen will, gerät oftmals an seine Grenzen. Vor allem, wenn man sich neben der Betreuung der Kinder auch noch um die Pflege der eigenen Eltern kümmern muss, damit diese möglichst lange zu Hause gepflegt werden können und nicht ins Altersheim müssen.

Doppelbelastung im Alltag

Annette K. (38) wacht schon morgens mit einer Liste im Kopf auf, was in welcher Reihenfolge erledigt werden muss: Duschen, Frühstück machen, Pausenbrote schmieren. Sophie, die fünfjährige Tochter, muss für den Kindergarten angezogen, der einjährige Sohn Philipp gewickelt und gestillt werden. Es darf nichts dazwischenkommen, jeder Handgriff muss sitzen, sonst gerät der ganze Zeitplan ins Wanken. Jedes Trödeln beim Anziehen, jeder Trotzanfall lässt die Uhr gnadenlos weiterlaufen und vergrößert das Stressgefühl von Annette.

Ist Sophie dann rechtzeitig in den Kindergarten gebracht worden, wartet zu Hause der Haushalt: Wäsche- und Bügelberge, verschmierte Tische, schmutzige Fensterscheiben und die Zubereitung des Mittagessens. Zudem fordert Philipp Aufmerksamkeit ein.

Annette hatte immer gehofft, dass ihr ihre Mutter in dieser Lebensphase zur Seite stehen würde, doch ihre alleinstehende Mutter Hannelore (72) ist mittlerweile ein Pflegefall. Vor einem Jahr haben Annette und ihr Mann beschlossen, sie zu sich ins Haus zu nehmen. Das Geld der Familie reicht für ein Pflegeheim nicht. Außerdem möchte Annette nicht, dass ihre Mutter in ein Pflegeheim kommt. „Sie hat mich großgezogen und sich um mich gekümmert. Nun ist es meine Aufgabe, dass ich mich um sie kümmere“, führt Annette tapfer aus. Der Wille ist da. Doch wie lange geht die Doppelbelastung gut? Wie lange wird es noch möglich sein, Hannelore zu Hause zu pflegen?

Annette war bis vor wenigen Jahren noch im Beruf, den sie sehr mochte. Sie ist ausgebildete Zahnarzthelferin. Doch daran ist nicht mehr zu denken: „Sobald ein Elternteil eine Rundum-Pflege braucht, ist man noch mehr gefordert. Man kann das nur leisten, wenn man nicht beruflich eingebunden ist. Auch gerade mit meinen kleinen Kindern ist das ein Balanceakt. Im Grunde ist es so: Wer Kinder und einen Beruf hat, ganz gleich, ob er selbstständig oder angestellt ist, ist in ein zeitliches Korsett eingespannt, das die Pflege der Eltern unmöglich macht. Man muss sich entscheiden.“ Annette hat sich für ein Leben mit Kindern und für die Pflege ihrer Eltern entschieden. „Klar ist es manchmal schwer. Und es gibt Tage, da wünsche ich mir, dass ich einfach mal in Ruhe allein sein oder mit einem Buch entspannen könnte. Aber dann wiederum… Meine Eltern und meine Kinder geben mir so viel und haben mir so viel gegeben, dass ich für sie da sein will.“

Den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Pflege der Eltern schafft sie nur, weil sie sich Inseln für sich nimmt. Mal einen Nachmittag spazieren oder einkaufen – das ist ihre Freiheit. Auch wenn sie sich nur selten Zeit freischaufeln kann. „Wenn ich merken sollte, dass mir alles über den Kopf wächst, werde ich einen Pflegedienst zur Entlastung engagieren. Dieser kommt mit geschultem Personal, um meine Mutter zu waschen, anzuziehen und medizinisch zu versorgen. Mein Ziel ist es, dass meine Mutter so lange wie möglich bei uns bleiben kann“, erzählt Annette weiter. Und dabei fällt ihr Blick auf ihre Mutter, die gerade liebevoll den kleinen Enkel anschaut. „Für solche Momente lohnt es sich“, fügt sie hinzu.

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