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Scham in der Pflege

Die persönliche Würde wahren

Scham in der Pflege ist ein Gefühl, das viele kennen. Wir möchten davonlaufen, lächeln verlegen, zupfen nervös an der Kleidung oder sehen hin und schnell wieder weg. Die Muskeln sind angespannt, es kommt zu Schweißausbrüchen und Röte schießt in das Gesicht. Scham fühlt sich unangenehm an und kann daher belastend sein. Dennoch hat sich diese Emotion über die Menschheitsgeschichte hinweg fortgesetzt. Sie muss wohl wichtige Aufgaben erfüllen.

Scham in der Pflege: Warum schämen wir uns?

Menschen schämen sich, wenn Grenzen überschritten werden. Diese werden von der Gesellschaft festgelegt. Bestimmte Themen wie Ausscheidungen gelten als Tabu, darüber wird nicht gesprochen. Andere Dinge, wie nackt auf der Straße herumlaufen, macht man nicht. Schamgefühle helfen uns dabei, bestimmte Regeln einzuhalten und tragen so zu einem friedlichen Zusammenleben bei. Sie zeigen uns aber auch unsere persönlichen Grenzen auf und sorgen dafür, dass wir uns selbst schützen, indem wir beispielsweise unangenehmen Situationen entfliehen oder anderen Personen Grenzen setzen.

Was kann Pflegenden helfen, besser mit Schamgefühlen umzugehen?

  • Beziehen Sie Hilfsmittel und -angebote mit ein.
  • Unterhalten Sie sich bei der Pflege über Alltägliches.
  • Erklären Sie Ihrem Angehörigen während der Pflege, was Sie als Nächstes tun und fragen Sie gegebenenfalls, ob das in Ordnung ist.
  • Verlassen Sie den Raum, wenn der Pflegebedürftige Ausscheidungen verrichtet.
  • Entkleiden Sie immer nur Körperteile, die gerade gepflegt werden, um ein Gefühl der Entblößung zu vermeiden.
  • Verwenden Sie bei der Intimpflege und im Umgang mit Ausscheidungen Einmalhandschuhe, um Scham- und Ekelgefühle zu reduzieren und Hygienestandards einzuhalten.
  • Verhindern Sie, dass andere Personen den Raum betreten, indem Sie zum Beispiel ein Türschild aufhängen.

Scham in der Pflege: Grenzen schützen

Gerade im Pflegebereich ist es nicht immer möglich, persönliche Grenzen zu wahren. Es kann zu Schamgefühlen kommen, wenn eine Person nackt ist oder Hilfe in intimen Situationen wie dem Toilettengang benötigt. Auch Gebrechlichkeit und Hilfsbedürftigkeit sind oft schambesetzt. Das Erleben von Scham kann das Wohlbefinden der Betroffenen, ihre sozialen Beziehungen sowie die Pflege stark beeinträchtigen. Wer als Pflegebedürftiger oder pflegender Angehöriger negative Gefühle vermeiden möchte, ist gut beraten, persönliche Grenzen so gut wie möglich zu berücksichtigen.

Dafür gilt es zunächst herauszufinden, wo sich diese Grenzen genau befinden. In einem zweiten Schritt kann dann gemeinsam überlegt werden, wie diese Grenzen am besten respektiert werden können. 

Petra (45) pflegt ihren Vater Egon (76) seit seinem Schlaganfall vor einigen Jahren zu Hause. Durch die halbseitige Lähmung ist er in seinen Bewegungen stark eingeschränkt und auf Unterstützung bei vielen alltäglichen Handlungen angewiesen. Seine Tochter hilft ihm daher beispielsweise beim Anziehen oder bei der täglichen Körperpflege. „Am Anfang hatten wir beide durch die veränderte Situation mit unseren Schamgefühlen zu kämpfen, vor allem bei intimen Handlungen wie dem Waschen“, erklärt Petra. „Aber seit wir offen darüber gesprochen haben, was uns angenehm oder unangenehm ist und ein paar Regeln im Miteinander bei der Pflege berücksichtigen, fühlen wir uns beide deutlich wohler.“

Miteinander über Grenzen und Gefühle zu sprechen, ist bereits ein wichtiger Schritt. Darüber hinaus gibt es viele weitere Möglichkeiten, mit Schamgefühlen und den Gegebenheiten, durch die sie ausgelöst werden können, umzugehen.

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